Nord oder Süd!
Nord oder Süd!
Wenn nur im warmen Busen
Ein Heiligtum der Schönheit und der Musen,
Ein götterreicher Himmel blüht!
Nur Geisterarmut kann der Winter morden:
Kraft fügt zu Kraft und Glanz zu Glanz der Norden,
Nord oder Süd!
Wenn nur die Seele glüht!
Stadt oder Land!
Nur nicht zu eng die Räume,
Ein wenig Himmel, etwas Grün der Bäume
Zum Schatten vor dem Sonnenbrand.
Nicht an das “Wo” ward Seligkeit gebunden,
Wer hat das Glück schon außer sich gefunden?
Stadt oder Land!
Die Außenwelt ist Tand!
Knecht oder Herr!
Auch Könige sind Knechte!
Gebeut uns nur, bis du verständiger!
Doch soll kein Hochmuth unsre Brust verhöhnen,
Nur Sklavensinn kann fremden Launen fröhnen!
Knecht oder Herr!
Nur keines Menschen Narr!
Arm oder reich!
Sei’s Pfirsich oder Pflaume,
Wir pflücken ungleich von des Lebens Baume,
Dir zollt der Ast, mir nur der Zweig.
Mein leichtes Mahl wiegt darum nicht geringe,
Lust am Genuß bestimmt den Wert der Dinge.
Arm oder reich!
Die Glücklichen sind reich!
Blass oder rot!
Nur auf den bleichen Wangen
Sehnsucht und Liebe, Zürnen und Erbangen,
Gefühl und Trost für fremde Not.
Es strahlt der Geist nicht aus des Blutes Welle,
Ein andrer Spiegel brennt in Sonnenhelle.
Blass oder rot!
Nur nicht das Auge tot!
Jung oder alt!
Was kümmern uns die Jahre?
Der Geist ist frisch, doch Scheine sind die Haare;
Auch mir ergraut das Haar zu bald!
Doch eilt nur, Locken, glänzend euch zu färben,
Es ist nicht Schade, Silber zu erwerben.
Jung oder alt!
Doch erst im Grab kalt.
Schlaf oder Tod!
Willkommen! Zwillingsbrüder!
Der Tag ist hin, ihr zieht die Wimper nieder.
Traum ist der Erde Glück und Not.
Zu kurzer Tag! zu schnell verrauscht das Leben!
Warum so schön und doch so rasch verschweben? Per què tan bella i alhora tan ràpidament esvaïda?
Schlaf oder Tod!
Hell strahlt das Morgenrot!